Geschichte des Schlosses Sandersdorf

Sandersdorf ist ein sehr alter bayerischer Adelssitz. Der Ort Sandersdorf wird erstmals im Jahr 1137 beurkundet. Der Bau einer Burg auf einem zur Schambach abfallenden Kalkfelsen wird um die Mitte des 12. Jahrhunderts angenommen. In diesen Zeiten nannte sich ein dort ansässiges Adelsgeschlecht nach dem Ort. Die Sandersdorfer waren Ministerialen der bayerischen Herzöge aus dem Hause Wittelsbach und behielten ihren Stammsitz bis in das 14. Jahrhundert.

Nach mehreren Besitzwechseln kam im Jahr 1425 die in der Gegend begüterte Familie von Muggenthal in den Besitz von Sandersdorf. Erhart von Muggenthal baute die Burg wieder auf, nachdem sie durch Herzog Heinrich von Bayern Landshut im Krieg gegen Herzog Ludwig „den Gebarteten“ von Bayern-Ingolstadt gebrandschatzt worden war. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Burg dann zu einem wohnlicheren Schloss ausgebaut. Die Jahreszahl 1536 am Nordostgiebel des Hauptbaus weist in diese Zeit und eine Zeichnung aus demselben Jahr, die anlässlich der Rast des Pfalzgrafen Ottheinrich von Neubug auf seiner Reise nach Krakau entstand, zeigt uns das Schloss Sandersdorf bereits in sehr ähnlicher Form, wie es heute noch steht. Eine dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls bestätigt diese Datierung des Hauptgebäudes. Im Jahr 1550 wurde dann die Schlossbrauerei zu Sandersdorf gegründet, die in den 1950er Jahren an den nordwestlichen Ausläufer des Schlossberges verlegt wurde und bis heute – wenn auch im Eigentum nicht mehr zum Schloss gehörig – ein hervorragendes Bier braut.

Innenhof des Schlosses zu Sandersdorf

Ehemalige Gärtnerei des Schlosses

Im 30-jährigen Krieg wurde das Schloss Sandersdorf schwer beschädigt und die aufwendige Instandsetzung führte letztlich dazu, dass die 1625 in den Reichsfreiherrenstand erhobene Familie von Muggenthal ihren Hauptsitz verkaufen musste. 1644 wurde der österreichische Adelige Wolf Georg Unverzagt neuer Schlossherr. Doch sein Glück wehrte nicht lange. Bereits 1650 erfolgte nach seinem Tod der Eigentumsübergang an Johann Jakob Lossius. Dieser stammte aus einer einflussreichen Familie in Poschiavo (Kanton Graubünden, italienische Schweiz) und war Professor an der bayerischen Universität in Ingolstadt. Da er kinderlos blieb, folgte ihm 1675 sein Neffe Dominicus Bassus, der ebenfalls Professor in Ingolstadt war und die bayerische Linie der Freiherren von Bassus begründete. Auch er musste im Spanischen Erbfolgekrieg 1703 eine Zerstörung des Schlosses erleben, konnte es aber bald darauf wieder aufbauen. Aus dieser Zeit des beginnenden 18. Jahrhunderts sind zwei Ansichten des Schlosses Sandersdorf von Michael Wening überliefert. Man sieht darauf neben dem Hauptschloss und westlich vorgelagerten Wirtschaftsgebäuden die aus dem 17. Jahrhundert stammende große Schlosskapelle mit zwiebelbekröntem Turm und einen geometrischen Barockgarten. Während die Kapelle bis heute gut erhalten ist, sind von dem einst aufwendigen Ziergarten weiter westlich nur noch die Umrisse zu erahnen.

Neben dem stattlichen Hauptsitz in Sandersdorf konnte die Familie Bassus weitere Ortschaften wie beispielweise das benachbarte Mendorf ihr Eigen nennen und 1684 auch Schloss Eggersberg bei Riedenburg erwerben. Der stattliche Besitz ging nach dem Tod des kinderlosen Freiherren Franz Peter von Bassus an die jüngere italienisch-bündnerische Linie über. So wurde der politisch wie künstlerisch sehr interessierte Thomas Bassus Schlossherr auf Sandersdorf. Er ging als führendes Mitglied des aufklärerischen bayerischen Illuminatenordens und Förderer des virtuosen Musikers Johann Simon Mayr in die Geschichte ein. 1787 musste er in seine schweizerische Heimat fliehen, da der Bayerische Kurfürst Karl Theodor den Illuminatenorden verboten und Sandersdorf als „Illuminatennest“ hatte durchsuchen lassen. Simon Mayr kam mit ihm und so später nach Bergamo, wo er eine glänzende Karriere machte und Lehrmeister des berühmten Gaetano Donizetti wurde.

Innenhof von Westen gesehen

Auch spätere Vertreter der Familie Bassus taten sich noch hervor. Der Sohn von Thomas Giovanni Maria Freiherr von Bassus war Präsident des Appelationsgerichtes in Neuburg an der Donau. Konrad Freiherr von Bassus war ein Luftfahrtpionier und Mitarbeiter des Grafen Zeppelin. Max Freiherr von Bassus wurde schließlich erblicher Reichsrat der Krone Bayerns und tat auch viel für das Schloss Sandersdorf. Um 1900 ließ er es durch den berühmten Münchner Architekten Gabriel von Seidl umfassend restaurieren und teilweise erweitern. So stammen aus dieser Zeit beispielweise das pittoreske Kutscherhaus im Schlossinnenhof, das südliche Prunkportal mit Auffahrtsrampe, die Schlossgärtnerei und die ehemalige Kegelbahn, sowie das stattliche Forsthaus. Die lange Geschichte und die bis in das Mittelalter zurückreichende Bausubstanz machen zusammen mit den qualitätvollen Zutaten Seidls nicht nur die Bedeutung des Schloss Sandersdorf als Baudenkmal aus, sondern auch den ganz besonderen Reiz dieses eindrucksvollen Ortes.

Thomas von Bassus
(1742-1815)

Der folgende Eigentümer Thomas Freiherr von Bassus, der sich mehrheitlich im Ausland aufhält, bleibt kinderlos. Nach einem schweren Brand lässt er 1957 die westlich gelegenen ehemaligen Stallungen nur in vereinfachter Form wieder aufbauen. Seine zweite Frau und Witwe verkauft im Jahr 2008 das Schloss mit dem großen Forstbesitz an den Wittelsbacher Ausgleichsfond. Dieser macht sich durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 2009 bis 2012 um die Erhaltung des Baudenkmals sehr verdient. Im März 2022 erfolgt dann der Verkauf des Schlosses an den heutigen Eigentümer Dr. Horst-Florian Jaeck. Basierend auf seiner langjährigen Erfahrung in der Denkmalpflege hat er es sich zum Ziel gesetzt, den immer noch immensen Restaurierungsbedarf zu bewältigen und Schloss Sandersdorf so langfristig für die Nachwelt zu erhalten. In diesem Zuge soll die Anlage auch für ein interessiertes Publikum geöffnet werden. Erste Schritte in diese Richtung erfolgen mit den auf dieser Website beschriebenen Angeboten.